Besuch in der Fabrik der Zukunft mit Germanedge-CEO Christian von Stengel
Herr von Stengel: Was verbinden Sie mit der Fabrik der Zukunft?
„Die Fabrik der Zukunft wird hochgradig vernetzt, stark visualisiert, anpassungsfähig, eingebunden in die gesamte Supply Chain und antizipativ sein. Es wird nicht mehr nur darum gehen, den Blick in den Rückspiegel zu werfen, um die Vergangenheit zu verstehen. Sondern ihn nach vorne zu richten, um die Zukunft zu gestalten.
Wenn wir uns vorstellen, wie die Arbeit in der Fabrik der Zukunft aussehen wird: Virtuell. Das heißt: Unabhängig von meinem Standort kann ich mir „ansehen“, was gerade wo passiert – und dabei unterschiedliche Informationslayer einblenden.“
Wird es ähnlich der industriellen Revolution eine digitale Revolution geben?
„Wird? Die ist schon da. Die aktuelle Entwicklung geht in Richtung „Alles ist Software“. In immer mehr Produkten macht nicht mehr die Hardware, sondern die Software den Unterschied. Dabei kann es sich auch um einen Empowered Connected Worker handeln.“
Conntected Worker ist ein gutes Stichwort: Wo findet man die Menschen in der Fabrik der Zukunft? Beziehungsweise: Gibt es überhaupt noch Arbeiter in der Produktionshalle?
„Ja. Man findet sie dort, wo es notwendig ist. Das bedeutet: Überall dort, wo Kreativität, situative Anpassung und Entscheidungen nötig sind, ist der Mensch gefragt.
Ebenso für filigrane und komplexe Bewegungsmuster. Der Arbeiter verwendet dabei alle digitalen Werkzeuge zur Unterstützung: Von Smartwatches über Mobile Devices bis hin zu großen Bildschirmen, virtuellen Räumen und Fernwirkung. Um Mensch und Maschine in einen perfekten Arbeitsfluss zu bringen, muss der Fabrikarbeiter der Zukunft zu einem Conntected Worker weiterentwickelt werden.“
Wer denkt mehr in der Fabrik der Zukunft: Mensch oder Maschine?
„Denken? Gute Frage. Denkt der Mensch? Oder handelt er trainiert, aus dem Bauch, intuitiv oder aus der Routine? Denken scheint mir keine relevante Kategorie zu sein.
Bedeutsamer scheint mir die Frage nach dem „Entscheiden“. In diesem Kontext werden speziell trainierte Algorithmen immer stärker auftreten. Die „letzte Entscheidung“ bleibt allerdings noch auf lange Sicht beim Menschen.“
Das klingt komplex. Heißt das, dass in der Fabrik der Zukunft nur noch Ingenieure arbeiten werden?
„Nein, aber hoch ausgebildete Facharbeiter. Wichtig ist auch zu verstehen, dass die digitale Infrastruktur in der Fabrik der Zukunft und die Maschinen zwar komplexer werden. Doch die Arbeit mit den Informationen aus dieser digitalen Struktur muss für den einzelnen nicht komplex sein! Richtig gemacht, ergibt sich eine integrierte Plattform mit einer intuitiven Oberfläche zur Bedienung. Natürlich bedarf es einer Weiterentwicklung der Mitarbeiter. Doch dieser Weg ist gang- und unabdingbar.“
Bleibt die Frage: Wie arbeiten Mensch und Maschine in der Fabrik der Zukunft zusammen?
„Hand in Hand. Kopf an Kopf. Kollaborativ.
Der Mensch hilft dem Algorithmus, zu lernen. Der Algorithmus hilft dem Menschen, schneller, besser und sicherer zu entscheiden.
Zusätzlich werden Cyber-Physical Systems den Menschen entlasten und ihm gleichzeitig neue Fähigkeiten und damit Einsatzmöglichkeiten geben.“
Was ist für Sie der Schlüssel zum Erfolg in der digitalen Produktion?
„Mut und Neugierde. Der Wille zum Lernen, keine Angst vor Fehlern und Ressourcen Allokation. Es geht darum, den Fokus auf Ergebnisse zu lenken, die die Welt verändern.“
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